Alte Obstsorten - Feuerbrand


Feuerbrandrobuste Apfel- und Birnensorten

Beim Feuerbrand handelt es sich um eine gravierende, bakterielle Pflanzenkrankheit.

Sie verursachte bereits im 19. Jahrhundert schwere Schäden in nordamerikanischen Kernobstanlagen. In Deutschland wurde der Feuerbrand Ende der sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts an der Nord- und Ostseeküste erstmals beschrieben. Sehr wahrscheinlich wurde er mit infiziertem Pflanzenmaterial nach Europa und Nordafrika verschleppt.

Der Feuerbranderreger befällt vorwiegend die Unterfamilie Pomoideae der Rosaceae, also apfelfrüchtige Rosengewächse.

 

Zu den Pomoideae gehören unter anderem:

Apfel, Birne, Quitte und zahlreiche andere Nutz- und Zierpflanzen wie z.B. Weißdorn, Vogel- und Mehlbeere, Zierquitte, Stranvesie Steinmispel, Wollmispel, Feuerdorn, Felsenbirne und Mispel.

 

Gemeinsam gegen Feuerbrand

Vier Jahre lang haben Fachleute aus dem ganzen Bodenseeraum im Rahmen des Interreg IV-Projekts "Gemeinsam gegen Feuerbrand" zusammengearbeitet.

„Es ist gelungen, eine zukunftsfähige Gesamtstrategie für den Obstbau am Bodensee zu erarbeiten", brachte LR Erich Schwärzler die jetzt vorliegenden Ergebnisse und Empfehlungen des Projekts auf den Punkt: 35 Apfel- und 17 Birnensorten können als robuste Sorten zur Pflanzung empfohlen werden. Es handelt sich dabei um lokale und regionale, teilweise auch alte Sorten mit Anbaueignung am Bodensee und darüber hinaus.

 

Factbox:

Feuerbrandgefährdet: Apfel, Birne, Quitte, zahlreiche Nutz- und Zierpflanzen wie z.B. Weißdorn, Vogel- und Mehlbeere, Zierquitte, Stranvesie Steinmispel, Wollmispel, Feuerdorn, Felsenbirne und Mispel.

 

 

Liste der empfohlenen 35 Apfel- und 17 Birnensorten: www.feuerbrand-bodensee.org

Die Liste ist auch in der Bürgerservicestelle in Rathaus erhältlich

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Kernobstsorteninventarisierung 2004-2007 in Vorarlberg

www.nle.at oder kernobst-bodensee

 

Die Marktgemeinde Lauterach beteiligte sich an einem dreijährigen Forschungsprojekt zur Inventarisierung von alten Kernobstsorten. In Lauterach wurden dazu 185 Sortenmuster gesammelt und bestimmt. Zwei Baumschulbeete mit unbestimmten Mustern wurden in Lauterach angepflanzt und weiter betreut.

Ingesamt wurden in den drei Projektjahren 2680 Fruchtmuster hauptsächlich im Rheintal und Leiblachtal kartiert und begutachtet. Davon sind 1446 Äpfel und 1234 Birnen. 837 Fruchtmuster (31 %) blieben unbestimmt. In Summe sind 126 Apfelsorten und 105 Birnensorten benannt worden. Dazu kommen noch unzählige Lokalsorten.

An vier Bestimmungsterminen 2006 wurden die Muster federführend von den Pomologen Eckhard Fritz und Hans-Thomas Bosch begutachtet. Als besonderer Fund 2006 kann die Augsburgerbirne in Form eines ca. 200-jährigen Einzelexemplar bezeichnet werden. Es handelt sich dabei um eine Dörr- und Mostbirne.

Speziell zu erwähnen sind für Vorarlberg bei den Äpfeln der Erdbeerapfel, der Tiroler Hut und der Prinzer.

Rudolf Sperger schrieb 1941 über die Rückwirkungen der Frostschäden auf die Sortenwahl: "Von den weniger anspruchsvollen Sorten wären zu nennen: der Erdbeerapfel, Adamsparmäne (Prinzer), der Tirolerhut nebst verschiedenen Lokalsorten. (Nach der Arbeit - Wien 9. Sept. 1941; Folge 37, S.546)".

Bei genaueren Vergleichen stellte sich heraus, dass der in Deutschland gut bekannte Adamsparmäne anscheinend nicht mit unserem Prinzer (Pariser) ident ist. In der folgenden Abbildung ist die stumpf-kegelförmige Frucht abgebildet. Das Rot ist leuchtender als beim Prinzer.


Der Erdbeerapfel

Der Erdapfel wird im Vorarlberger Obstsortenverzeichnis von 9. Okt. 1929 (Beilage zu den Mitteilungen der Vorarlberger Bauerkammer) erstmals erwähnt. Es handelt sich um einen Winterapfel, der vom Baum weg genussreif, aber auch lagerfähig ist. Woher dieser Apfel ursprünglich stammt, ist leider noch nicht bekannt.

Die Frucht ist mittelgroß und rot gestreift. Sie nimmt gegen den Kelch hin ab. Der Stil ist lang und ragt aus einer tiefen Stilgrube deutlich hervor. Die rote Deckfarbe hat einen düsteren Anflug.


Der Tirolerhut

Der Tiroler Hut taucht in Vorarlberg immer wieder auf. Es konnte bis auf das obige Zitat bisher keine Literatur darüber gefunden werden. Er erinnert an den Schweizer Glockenapfel ist aber gedrungener in der Form. Typisch ist die strahlenförmige Berostung um den Stil die offenen Kernfächer. Es ist für den Frischverzehr, zum Einlagern und zum Mosten geeignet.

Die Bestimmung erfolgte in einem ersten Schritt durch die Angaben der Bewirtschafter, Überprüfung der verschiedenen Muster und Benennung der übereinstimmenden Früchte.


Feuerbrandrobuste Apfel- und Birnensorten

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