Der Götterhimmel, ein unsterbliches Werk der Kultur


Professor Anton Dieter Macek

 

Weiß Lauterach überhaupt, dass in der Nähe des Bahnhofs ein Schienenstrang hinauf zum Zeus und hinunter zur Menschheit verläuft, fragt ein Archäologe? Ein Stammbaum von 80 Quadratmetern. Tausende Namen von Göttern, Titanen und Nymphen sind da in mühsamster Kleinarbeit über drei Jahrzehnte von Dieter Macek geordnet worden. 


 

Er hat dieses Hobby als Laienforscher begonnen und wurde zur international gefragten Leitfigur auf diesem wissenschaftlichen Parkett. In der Landesbibliothek in Bregenz hätten die Mitarbeiter gemutmaßt, der Autor, der da für die fünf Jahre dauernde wissenschaftliche Überprüfung seiner Arbeit im Kuppelsaal gesessen ist, nicht ganz richtig ticke, schmunzelt Macek. Erst als die Arbeit nach 33 Jahren ausgebreitet vor ihnen lag und das Staunen kein Ende fand, setzte der Direktor zu einer höflichen Entschuldigung an. 2009 kam es zur Erstpräsentation. Im selben Jahr löste ein Artikel in der Wochenzeitung „Die Zeit“ einen Paukenschlag mit 86 Publikationen in internationalen Zeitungen und Zeitschriften aus.

 

Ein Auszug seiner griechischen Göttertafeln wurde entlang der Friedhofsmauer in Lauterach aufgestellt

Dieter Macek zeigt Johannes Schmidle und Rafaela Berger sein Lebenswerk


 

Begonnen hatte dieses Hobby durch eine Idee der Großmutter von Dieter Macek. Sie hatte den damaligen Salzburger Festspielpräsidenten Bernhard Paumgartner zum Tee eingeladen. Er gab ihrem Enkel Dieter eine nachhaltige Einführung in die „griechische Mythologie“, in Literatur und Kunst. Der 15-Jährige machte vordergründig sehr bodenständig eine Lehre zum Koch, sehr exquisit im Salzburger „Hotel Goldenen Hirsch“ und im Schlosshotel Fuschl. Dann eröffnet sich ihm eine Laufbahn bei den ÖBB, wo er zum Bahnhofvorstand aufsteigt. Die Eisenbahn ist für ihn etwas Sinnvolles, weil man Menschen an ihr Reiseziel bringen kann. Der Ansporn zur Weltverbesserung ergreift ihn angesichts seines Arbeitgebers - den ÖBB. Sie erschienen ihm als veralteter bürokratischer Moloch. Er behielt das nicht für sich, sondern ließ das auch die ÖBB-Vorstände wissen. Die Aufbruchsstimmung der Studentenbewegung in den späten 1960-er Jahren weckt im heranwachsenden Dieter den Wunsch nach gesellschaftspolitischem Aufbruch. Die Folge war, dass dem Salzburger „Revoluzzer“, zwischenzeitlich in Vorarlberg zuhause, bei der Durchführung von Kulturveranstaltungen im Bregenzerwald massiver politischer Gegenwind entgegenschlug. Dieter Macek ließ sich aber nicht beirren und verstand sich auch als Retter des Lauteracher Rieds. Mit medialer Begleitmusik und Mitstreitern in den Nachbargemeinden konnte so der Bau der damaligen S18 -Trasse verhindert werden.

 

Die Ausstellung im Kuppelsaal der Landesbibliothek Bregenz

Prof. Dieter Macek im Gespräch


 

Das Engagement für gesellschaftspolitische Themen, aber auch für Natur und Umwelt machten ihn in den 1980er Jahren zu einem der Proponenten für die Gründung der Grünen als Partei auf Landes-, Bundes- - und Gemeindeebene. Trotz aller vordergründiger Aktivitäten arbeitete Dieter Macek im Hintergrund an seinem Götter-Opus. Schriftsteller Michael Köhlmeier nannte die von Macek erarbeitete „Mythologische Genealogie“ ein unsterbliches Werk der Kultur; auch mit Blick auf die 62 Ordner bzw. rund 11.000 Seiten Begleittexte zum Stammbaum der Götter, auf denen jede einzelne Figur beschrieben ist. Neben den internationalen Publikationen war die Präsentation der Göttersammlung im Pergamonmuseum in Berlin mit 1,6 Millionen Besuchern zweifellos einer der Höhepunkte im Leben des Dieter Macek. Bundespräsident Heinz Fischer verlieh ihm den Titel „Professor“. Im heurigen Jahr feiert Dieter Macek seinen 80. Geburtstag. Wohin er mit Frau, seinen zwei Söhnen und deren Familien reisen wird, ist unschwer zu erraten. Der Griechenland-Fan wird seinen Geburtstag „natürlich“ auf Kreta feiern: in jener Höhle, in der ZEUS, der größte aller griechischen Götter, der Herrscher über die Menschen und die Götter des griechischen Olymp, geboren wurde.

 

Im Ineloso-Podcast-Gespräch mit Johannes Schmidle zeichnet Dieter Macek seine Lebensreise anhand einzelner Zwischenstationen nach. Mythologische Genealogie von Dieter Macek: www.myth-gen.eu/