Brunhilde Zambanini, Alfred Stoppel und Gerd Wakolbinger


Drei Naturliebhaber:innen schöpfen Kraft aus ihrer Hände Arbeit

Wenn es die Bienen und Insekten nicht mehr gäbe, hätte das furchterregende Konsequenzen. Es gäbe keinen Apfel, keine Birne, ohne Raps kein Öl und die Kette der fehlenden Ernten hätte fatale Folgen für den Menschen.

So düster solche Befürchtungen auch klingen mögen, in der Imker-, Garten-und Obstbauszene überwiegt ein naturgegebener Optimismus. Es sei erwähnt, dass in dieser Runde, die sich Johannes Schmidle für dieses Podcast-Gespräch eingeladen hat, der Gartenbetreuung "ohne jede Chemie" das Wort geredet wird.

 

„Zuerst kommt der Schädling, dann der Nützling“, so umschreibt Alfred Stoppel, ehemaliger Obmann des Obst-und Gartenbauvereins Lauterach, die Lebenswirklichkeit in Feld und Garten. Schädling und Nützling kommen, weil sie hier Futter finden. Stoppel vergleicht den Garten mit einem Kühlschrank und fragt: „Wer geht schon zu einem leeren Kühlschrank?“

 

Ein besonderer Magnet ist der „Tag der offenen Gartentür“, an dem hunderte Besucherinnen und Besucher die Gärten besichtigen können. Auch den 3.000 qm großen Garten von  Brunhilde Zambanini. Im Laufe der Jahre sei er zu dieser Größe angewachsen und ein Schaustück der Vielfalt geworden, das alle Register der Bewunderung durch Düfte und Buntheit zieht.

Die Begriffe Arbeit und Schuften hört Brunhilde Zambanini in Sachen Garten gar nicht gern, denn dann wäre er eine Belastung.  Für sie  verwandelt sich der Einsatz in Schönheit, Freude und Vergnügen. Gartenarbeit ist Arbeit mit den Händen und die mache Sinn. Das Wissen um Pflanzen und Blumen hat sich Brunhilde Zambanini durch Bücher, Reisen und Erfahrung angeeignet. Mittlerweile wachsen in ihrem Garten über 100 unterschiedliche Tomatensorten und 80 verschiedene  Rosen. Ein Schwimmteich, ein Gemüse-, ein Beeren- und ein Schattengarten sowie eine Obstbaumwiese und ein 100 Jahre altes Hühnerhaus mit Sulmtalerhennen sind das I-Tüpfelchen dieser  Augenweide. Abgeschnitten wird nur was krank ist, alles andere bleibt. Jeweils im Jänner werden die neuen Samen geordnet und je nach Temperatur beginnen die vorbereitenden Arbeiten. Nur um Weihnachten gilt Gartenruhe.   

Johannes Schmidle im spannenden Podcast-Gespräch mit Gerd Wakolbinger (ehemaliger Obmann Bienenzuchtverein), Brunhilde Zambanini ("Gartenfee") und Alfred Stoppel (ehemaliger Obmann Obst- und Gartenbauverein)


Die Veränderungen des Klimas spüren die Bienen, als die wichtigsten Seismographen im Garten. Die ehemals kalten Wintermonate sind nach den Erfahrungswerten der letzten Jahre zu warm. Das verändert das Leben der Bienen und vor allem auch jenes der Imker, betont Gerd Wakolbinger. Der ehemalige Obmann des Bienenzuchtvereines und seine Mitglieder seien permanent bei der Arbeit - mit der Brutkontrolle oder die Krankheitsbehandlung; so seien Beginn und Ende eines Arbeitsjahres schwer einzuschätzen. Gerd Wakolbinger betreut acht Bienenvölker mit je 30.000 bis 40.000 Bienen. In Lauterach wurden über den Imkerverband und den Bienenzuchtverein in den letzten Jahren mehrere tausend Krokusse gepflanzt, damit die Bienen in den Monaten Februar und  März bereits das erste Futter haben. Zudem hat man in Lauterach an unterschiedlichen Standorten Lindenbäume gepflanzt. Das alles mit Blick auf den Nektar der Bienen. Zu bedenken sei auch, dass sich das sogenannte Mikroklima von einer zur anderen Gemeinde unterscheide und so sollte auch das jeweilige Klima auf die Bienen abgestimmt sein, so Wakolbinger. 

 

Der Obst-und Gartenbauverein liefert Knowhow und unterstützt die Garten-, Wiesen- und Streuobstliebhaber beim Wissen um Kräuter und Pflanzen, aber auch bei der Wartung von Gerätschaften. Und Alfred Stoppel betont, dass das Interesse am selbst angebauten Gemüse, Beeren und Obst stark im Steigen begriffen sei. Er umschreibt es damit, dass er meint, dass nach der Kühlschrank- und Supermarkt-Generation die Generation „Selbstanbau“ kommt.

Der Klimawandel sei längst spürbar, was eine wasser- und ressourcensparende Bepflanzung zur Folge habe. Alfred Stoppel verdeutlicht das Anliegen damit, dass Pflanzen gesetzt werden, die höhere Temperaturen aushalten und weniger Wasser benötigen. Die Rasenroboter sind keine Lieblinge, weil durch sie der Rasen permanent bis auf das kürzest mögliche Maß zurechtgestutzt wird und so die Verdunstung des Wassers viel schneller vor sich gehe. Bleibt das Gras höher, kann dieser Vorgang hintan gehalten werden.    

 

Die pflanzlichen Immigranten, die als Mitbringsel aus dem Urlaub mitgebracht werden, sieht der Obst-und Gartenbauverein nicht so gerne. Die Gefahr sei, dass mit einem mitgebrachten Olivenbaum oder Oleander Schädlinge eingeschleppt werden, die hier durch die höheren Temperaturen überleben, was früher nicht der Fall gewesen sei, weil der Schädling keine Überlebenschance bei uns gehabt hätte. Ähnliches gilt bei den Bienen durch die gefährliche Varroamilbe, die aus Asien importiert wurde. Und Gerd Wakolbinger ergänzt, dass die asiatische Hornisse eine weitere Gefahr für unsere Bienenvölker sei. „Es ist wie beim Kokain, eingeschleppt über Frachtcontainer, hat auch diese Hornisse ihren Feldzug - ausgehend von Frankreich - über ganz Europa angetreten“. Ähnliches weiß Alfred Stoppel über den asiatischen Marienkäfer zu berichten, der die Eier des heimischen Marienkäfers fresse und so dessen Überleben gefährde.

 

Am Ende des Gesprächs steht eine gute Nachricht. Stolz ist Alfred Stoppel auf die mit Edelmetallen prämierten „Brenner“, deren es in Lauterach mehrere gebe. Früher setzte man beim Schnapsbrennen auf Quantität und heute viel mehr auf Qualität. Das habe auch mit dem Rückgang der Streuobstwiesen und dem reduzierten Obstbaumbestand zu tun.

Fotos: David Spettel