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Konsolidierungsprozess
Bürgermeister Elmar Rhomberg über Ziele, Maßnahmen und Einsparungen

Was waren die zentralen Gründe für den Start des Konsolidierungsprozesses in der Marktgemeinde Lauterach?
Die Konjunktur bzw. die gesamtwirtschaftliche Situation in Österreich hat sich in den letzten Monaten massiv eingetrübt. Auch die meisten Gemeinden leiden darunter, dass die Steuereinnahmen bundesweit stagnieren – zudem erhöhen sich die Ausgaben weiter – Inflation, hohe Lohnabschlüsse und zusätzliche Investitionen z. B. in die Kinderbetreuung erhöhen den Druck auf einen ausgeglichenen Gemeindehaushalt. Der Bundesrechnungshof hat in den letzten Monaten sowohl die Lauteracher als auch die Harder Gemeindefinanzen aus dem Zeitraum 2020 bis 2023 geprüft.
Seit dem 14. November ist der Bericht öffentlich und enthält umfassende Empfehlungen wie z. B. die Entwicklung eines wirtschaftlichen Gesamtplanes und Vorschläge für Gegenmaßnahmen. Ausgaben sind zu durchforsten, nicht notwendige Dienstleistungen zu hinterfragen und Einnahmen sollten generiert und wann möglich erhöht werden. Der Bericht des Rechnungshofes wird auch in einer der nächsten Gemeindevertretungssitzung als eigener Tagesordnungspunkt behandelt. Im Zuge der
Überprüfung durch den Rechnungshof hat die Marktgemeinde im Juni 2025 einen Konsolidierungsprozess gestartet. Für den Prozess wurde mit der Firma BDO ein externes Fachbüro als professionelle Begleitung beauftragt.
Über 300 Einsparungspotentiale wurden dabei formuliert und am 10. Oktober in einer Klausur der Gemeindevertretung und dem Gemeindevorstand präsentiert. Am 21. Oktober wurden die erarbeiteten Maßnahmen von der Gemeindevertretung beschlossen.
Wer war in den Prozess eingebunden? Was war das erklärte gemeinsame Ziel des
Konsolidierungsprozesses?
Alle Gemeindemitarbeiter:innen sowie die gesamte 30-köpfige Gemeindevertretung
waren umfassend eingebunden – jeder hatte die Möglichkeit Vorschläge mit einzubringen, bei Bedarf auch anonym. Die Gemeindevertretung als gewähltes Sprachrohr der Bevölkerung stellte sicher, dass die Anliegen der Bürger:innen angemessen berücksichtigt wurden. Das einstimmig beschlossene Ziel lautete: eine finanzielle Einsparung beim laufenden Betrieb von 2 Millionen Euro pro Jahr, ab dem
Gemeindehaushalt 2026, und ab dem Budget 2028 jährlich 3 Millionen Euro.
Mittlerweile verzeichnen wir Einsparungen von rund 1,4 Millionen Euro und nähern uns damit Schritt für Schritt dem gesetzten Ziel für 2026.
Am 21. Oktober hat die Gemeindevertretung die erarbeiteten Sparmaßnahmen beschlossen. Welche Bereiche sind davon betroffen?
Der Beschluss in der Gemeindevertretung erfolgte einstimmig. Betroffen sind alle Bereiche der kommunalen Versorgung – die Verwaltung, Vereine und Institutionen, sämtliche Förderungen und Unterstützungen. Künftig geplante Investitionen werden hinterfragt, zeitlich verschoben oder gänzlich verworfen. Die Details werden derzeit ausgearbeitet und fließen in die Budgeterstellung 2026 ein. Beispiele für getroffene Maßnahmen sind unter anderem: Der Bau des neuen Kinderhauses soll verschoben
werden. Stattdessen sollen in der Seifenfabrik kostengünstige zusätzliche Räumlichkeiten für die Kleinkindbetreuung geschaffen werden. Im Bereich der Veranstaltungen sind Einsparungen vorgesehen. Straßenbauprojekte werden
auf die dringlich notwendigen Maßnahmen reduziert. Auf der Einnahmenseite
wurden ebenfalls Schritte gesetzt: So wurden Gebühren angepasst, neue
Gebühren für die Sondernutzung öffentlicher Flächen – etwa für baustellenbedingte
Manipulationsflächen – eingeführt und das Parkraummanagement wird überarbeitet.
Wie wirken sich die Entscheidungen auf zukünftige Investitionen und die finanzielle Handlungsfähigkeit der Gemeinde aus?
Sämtliche Investitionen werden hinterfragt und periodisch in den nächsten Monaten bzw. Jahren neu bewertet. Wenn das Einsparungsziel von 2 Millionen Euro pro Jahr erreicht wird, ist die Handlungsfähigkeit der Gemeinde in Zukunft weiterhin gewährleistet.
Ab wann werden die Maßnahmen umgesetzt und wann rechnen Sie damit, dass diese ihre volle Wirkung zeigen?
Aktuell läuft die Budgeterstellung für das Jahr 2026. Die Gebühren und Tarife wurden bereits im Oktober für das nächste Jahr beschlossen. Wenn die Beschlussfassung für den Voranschlag 2026 durch die Gemeindevertretung im Dezember planmäßig erfolgt, werden die Auswirkungen für die Bevölkerung im nächsten Jahr spürbar werden.
Wie geht es weiter? Welche weiteren Schritte werden jetzt gesetzt?
Wie bereits erwähnt, kommen wir dem gesetzten Ziel von 2 Millionen Euro zunehmend näher. Es braucht auch in den nächsten Wochen und Monaten eine laufende Budgetüberwachung. Ideen und Vorschläge können auch in den nächsten Monaten eingebracht werden. Wir hoffen auch, dass sich die wirtschaftlichen Parameter in den
nächsten Monaten hoffentlich wieder verbessern – dann kann auch wieder mehr investiert werden. Ich bin überzeugt, dass wir auch in Zukunft wieder neue Projekte umsetzen können. Lauterach hat gute, leistungsfähige und innovative Betriebe. Der Wirtschaftsstandort Lauterach ist nach wie vor sehr gefragt. Das politische Miteinander, dass alle Fraktionen an einem gemeinsamen Strang ziehen, ist gerade
in schwierigen Zeiten wie diesen ganz wichtig. Wir werden diese wirtschaftliche Krise gemeinsam meistern, davon bin ich überzeugt.