Ineloso mit Bürgermeister Elmar Rhomberg

Johannes Schmidle: Österreichweit sind mittlerweile mehr als 10.000 Menschen mit oder an Covid-19 verstorben. Das ist mittlerweile die Einwohnerzahl von Lauterach. Da wird die Pandemie in ihrer traurigen Größendimension augenscheinlich. Woran merkten Sie 2020, dass die Welt im Rathaus Lauterach schlagartig eine andere war?

Elmar Rhomberg: Das merkt man in der täglichen Arbeit, das merkt man, wenn man ins Rathaus kommt, das merkt man, dass man sich völlig anders begrüßt. 

 


 

Für mich war es selbstverständlich, die Bürger per Handschlag zu begrüßen, man redet miteinander, vielleicht gibt es auch einmal einen Schulterklaps. Bei jeder Besprechung muss man aktuell darauf aufpassen, dass man sich nicht zu nahekommt. Dieser Abstand der heute so wichtig ist, hat es früher nicht gegeben. Manchmal sehnt man sich nach dieser Zeit zurück. 

 

Johannes Schmidle: Mittlerweile hat man von der Pandemie gelernt, die breitflächigen Lockdowns, anhand von Inzidenzen sind eine schwere Belastung für Menschen und Wirtschaft und die kleine Einheit, die Region, die Gemeinde, wird wenig nötig unter Quarantäne gestellt. Befürworten Sie als Bürgermeister dieses Umdenken, diese Form der Reaktion.

Elmar Rhomberg: Absolut. Ich denke schon, dass das in letzter Zeit eine gute Vorgangsweise war. Dass in Regionen mit niedrigen Infektionszahlen mehr möglich ist, als in Regionen, in denen die Lage wirklich ernst ist. Gezielte, regionale, bis auf eine Gemeinde begrenzte Maßnahmen sind dringend notwendig, sind wichtig und richtig.

 

Johannes Schmidle: In die Zeit der Covid-19 Pandemie fiel ja auch die Gemeindewahl, im September 2020. Mit 53% Zustimmung und 17 Mandaten sitzen sie nach wie vor fest im Sattel. Wie schwierig war der Wahlkampf in Zeiten der Pandemie?

Elmar Rhomberg: Der Wahlkampf an sich ist alle fünf Jahre für jeden politischen Vertreter eine besondere Zeit. Ich kann mich noch gut erinnern, wir waren mitten im Geschehen, eine riesen Euphorie, eine spannende Auftaktveranstaltung in der Seifenfabrik – unsere Kandidatenpräsentation zur Gemeindewahl – da war Corona noch weit weg – in China ja, aber bei uns? Drei Tage vor dem Wahltermin dann die Absage – war ein großer Schock aber im Nachhinein natürlich die richtige Entscheidung. Es fühlte sich an wie ein Marathonlauf – du bist im Stadion, die letzte Kurve und sagt man Dir „zurück an den Start“. Das war heftig. Dann war lange Zeit nur die Pandemie das Thema, immer die Frage, kann man wählen, wie wählt man, wann wählt man. Im September war es dann möglich – immer noch mit vielen Fragezeichen. Gehen die Leute zur Wahl? Doch die Erleichterung und auch die Freude waren groß, dass es bei der mittlerweile 4. Wahl so positiv für mich und mein Team endete. Ja, ich habe eine komfortable Mehrheit, aber ich werde mich nach wie vor, nicht verändern. Ich werde wie bisher auch alle politischen Vertreter, egal welche Fraktion einbinden. Sie sind die Volksvertretung von Lauterach und wenn einer eine gute Idee hat, wird diese umgesetzt. Ich glaube, in einer Gemeinde kann man so leben – das ist aus meiner Sicht gut für die Gemeinde. Streit zwischen den Fraktionen ist schlecht für das ganze Dorf. …

 

Johannes Schmidle: Die Ansiedelung und jetzt Ausbau von XXXLutz in der Dorfmitte sorgte für viele Diskussionen. Nehmen sie das erhöhte Verkehrsaufkommen für das Klingeln bei den Steuereinnahmen in Kauf?

Elmar Rhomberg: Das muss man ein bisschen differenzierter sehen. Ich habe den XXXLutz politisch geerbt. Als ich Bürgermeister wurde, stand ein Lutz mitten im Dorf, der eine Fassade hatte, als ob er in einer Shopping Mall mitten im Industriegebiet stehen würde. Ich habe nun 10 Jahre gebraucht, dass ich den Geschäftsführer von Lutz überzeugen konnte, dass es ein Wachstum in Lauterach nur dann gibt, wenn es ein vorzeigbares Gebäude wird. Und das Umfeld passt – dh Bushaltestelle, Fahrradparkplätze, eine einladende Fassadengestaltung, Gastronomie. In diesem Prozess haben wir 2–3 x mit der Bevölkerung kommuniziert und gemerkt, dass der Lutz nicht mehr dieses „Feindbild“ ist, dass er vor 20 Jahren noch war. Ich kann mich erinnern, als mein Vorgänger das Vorgängerprojekt bewilligt hat, da war das schon heftig im Dorf. Jetzt gibt es einen viel größeren Lutz und sowohl von der politischen Seite – bis zum letzten Pflasterstein waren alle Beschlüsse einstimmig – als auch bei der Bevölkerung – alle sind entspannt. Was bis heute leider nicht gelöst ist, ist ganz klar das allgemeine Verkehrsthema im gesamten Gemeindegebiet, das gehen wir jetzt auch an, in mehreren Schritten.

 

Johannes Schmidle: D.h. diese Verkehrskonzepte bedürfen fortlaufender Adaptierungen.

Elmar Rhomberg: Es gibt ein Mobilitätskonzept aus dem Jahr 2016 das die damalige Gemeindevertretung gebilligt hat, da sind natürlich schon sehr einschneidende Maßnahmen auch mit dabei. Wir haben damals analysiert, wie ist das Netz aufgebaut in unserer Gemeinde, wie sind die Straßen priorisiert. Da gibt es Lösungsansätze, die teilweise natürlich schon sehr einschneidend sind. Die wahrscheinlich auch sehr kontrovers sein werden, die auch für einen Bürgermeister nicht einfach sind umzusetzen. aber das nehme ich mir jetzt vor in den nächsten zwei Jahren, das wirklich auch anzugehen und der Bevölkerung eine Lösung anzubieten. Es wird verschiedene Lösungsansätze geben und die Bevölkerung soll dann mitentscheiden, ob sie diesen Weg mit uns gehen wollen. Dazu gibt es spannende Ideen und die werden wir entsprechend kommunizieren.

 

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